Norwegen hat landschaftlich als Kreuzfahrtziel viel zu bieten

Norwegen: die Ziele abseits der Fjorde

Eine Kreuzfahrt in die Norwegischen Fjorde steht bei vielen Kreuzfahrtfans ganz oben auf der Wunschliste. Doch Norwegen hat noch mehr zu bieten! Ein Reisebericht über historische Eisenbahnen, moderne Städte und abenteuerliche Landausflüge …

Eine Norwegenkreuzfahrt gehört zu den eindrucksvollsten Naturschauspielen, die man im europäischen Sommer erleben kann. Je weiter das Schiff in Richtung Norden fährt, umso länger werden die Tage. Im Geirangerfjord wird es auch im Mai schon nicht mehr ganz dunkel in der Nacht. Der Himmel trägt noch am Abend um elf und auch am Morgen um halb vier dekorative rote Streifen, dazwischen färbt er sich in ein wunderschönes Dunkelblau. 

Roter Sonnenuntergang mit Blick auf Wasser und Steine
Die Mitternachtssonne in Norwegen wird umso intensiver, je weiter man im Norden unterwegs ist. Auch wir haben bei unserer Kreuzfahrt die rötliche Stimmung in den „dunklen Stunden“ miterleben dürfen.

Berühmte Wasserfälle im Geirangerfjord

Die Höhepunkte des Geirangerfjordes liegen tagsüber auf dem Fahrplan, und dennoch sind sie nicht unbedingt zu sehen: Die Sieben Schwestern zeigen sich nämlich längst nicht jedem Besucher. Wenn es im Winter wenig geschneit hat und der Sommer sehr heiß ist, bahnen sich nur vier oder fünf von ihnen ihren Weg über den dunklen Felsen. Doch auch ihr Anblick lässt die Kameras der Norwegen-Kreuzfahrer bereits im Akkord klicken. 

Der Blick auf den Geirangerfjord ist weltberühmt. Am besten erreicht man diesen mit den Ausflugsmöglichkeiten direkt vom Schiff aus.

Bis zu 300 Meter tief stürzen die legendären Wasserfälle scheinbar in Zeitlupe in den Geirangerfjord. Und auf der gegenüberliegenden Fjordseite wartet der Freier – ein Wasserfall in Flaschenform. Der Sage nach wollte er jede der sieben Schwestern nacheinander heiraten. Nachdem sie ihn alle zurückgewiesen hatten, ertränkte er seine Verzweiflung im Alkohol. 

Die Wasserfälle „Sieben Schwestern“ ist am besten direkt vom Wasser aus zu sehen. Nicht alle Schwestern sind jedoch immer sichtbar. Eine lokale Legende rankt sich um ihre Entstehung (siehe Blogpost).
Der Blick vom Schiff auf den Wasserfall ist spektakulär.

Die wohl beste Perspektive auf die berühmten norwegischen Wasserfälle hat man vom Sonnendeck eines Kreuzfahrtschiffes aus. Wir waren mit der MSC Meraviglia vor Ort, einem der größten Schiffe der Welt. Und doch haben wir uns im Angesicht der mächtigen Fjordwände erstaunlich klein gefühlt. Dramatische Wolken unterstreichen die schroff gezackten Berggipfel beim Sonnenaufgang, teilweise sieht die Szenerie aus wie gemalt. Und wenn sich die Wolken bis auf die Wasseroberfläche herabsenken, wirkt es, als würde das Schiff durch den Fjord fliegen.

Wer noch höher hinaus will, bucht einfach eine Panoramatour im Geirangerfjord. Nachdem das Schiff an der mobilen Gangway SeaWalk festgemacht hat, geht es mit einem Bus in Haarnadelkurven die Geiranger-Straße hinauf – die Fahrt an sich ist bereits ein Abenteuer! Auf mehr als 1000 Metern Höhe – in der Adlerkurve – eröffnet sich dann ein traumhafter Blick auf die Landschaft: In der Ferne schmiegen sich kleine Bauernhöfe an den Hang, saftig-hellgrüne Wiesen werden von dunkelgrünem Wald abgelöst. Wem bei Serpentinenfahrten unwohl wird, der kann alternativ auch mit dem Schnellboot oder dem Kajak den berühmten Fjord näher kennenlernen. 

Beim Landausflug über die Adlerstraße ergeben sich immer wieder spektakuläre Blicke auf den Geirangerfjord.
Bei einer Wanderung zu abgelegenen Berghöfen kommt man der Natur ganz nah.

Eisenbahnfans: Auf nach Flåm!

Noch weiter ins Landesinnere arbeiten sich die Kreuzfahrtschiffe auf dem Weg nach Flåm vor: Stundenlang kreuzen die Schiffe durch den Sognefjord, den längsten und tiefsten Fjord Europas, bis sie in den engeren Aurlandsfjord abbiegen. Kleinere Kreuzfahrtschiffe fahren manchmal auch noch in den UNESCO Nærøyfjord hinein, den schmalsten Fjord Europas! 1700 Meter ragen die Steilwände auf, nur 300 Meter breit ist die Durchfahrt.

Wenn der Fjord für jedes Schiff zu eng wird kann man die Gegend um Flåm weiter per Zug oder Fahrzeug erkunden.
Die Architektur in Flåm ist typisch norwegisch – rote Holzhäuschen, der Fjord und hohe Berge. Perfekt für viele Urlaubsfotos.
Vom Kreuzfahrtschiff geht es per Zug weiter hinein in die atemberaubende Landschaft.
Die Bahnstrecke ist eine der steilsten Trassen der Welt.
Tickets sollten direkt über die Reederei gekauft werden, denn sie sind schnell vergriffen.
Der alte Zug ist voller historischer Details.

In Flåm lockt die Fahrt mit dem historischen Zug – durch die dramatische Bergwelt bis hinauf ins 866 Meter hoch gelegene Myrdal. Mit bis zu 55 Prozent Steigung gehört die Flåmsbana zu den steilsten Eisenbahnstrecken der Welt. Am entspanntesten erlebt man diese Reise im Rahmen eines Ausflugs mit der Reederei. Die reine Fahrzeit zwischen Myrdal und Flåm sind rund zwei Stunden, die Tickets vor Ort sind oft schon ausverkauft und die Bahn fährt auch nicht in jeder Stunde des Tages. Alternativ könnte man in Flåm aber auch wandern, zum Beispiel zum Wasserfall Brekkefossen

Die Berglandschaft rund um Flåm eignet sich perfekt für ausgedehnte Wanderungen.
Die Details der Flora & Fauna sind bei unserem Besuch einzigartig.
Überall plätschern kleine Bäche und Wasserfälle um uns herum.

Traditionsreiches Bergen als Kreuzfahrt-Highlight

Es ist schwer vorstellbar, dass das gemütliche Bergen im Mittelalter die größte Stadt Nordeuropas war. Doch die ruhmreiche Geschichte bleibt spürbar: Im alten Hanseviertel Bryggen tummeln sich die Touristen auf historischen Bohlen und knipsen schiefe Häuser sowie enge Gassen. 

Bergen ist eine der schönsten Städte Norwegens. Von allen Seiten ergeben sich wunderbare Ansichten.
Das historische Flair ist besonders im alten Hanseviertel Brygge spürbar. Bergen war über Jahrhunderte Teil der mächtigen Hanse und damals auch die größte Stadt des Nordens.

Einen guten Überblick über Bergen verschafft man sich vom 319 Meter hohen Stadtberg Floyen aus, insbesondere bei Sonnenschein ist ein Spaziergang oder die Fahrt mit der Seilbahn hinauf ein Muss. Wer noch etwas Zeit hat, sollte unbedingt zum außerhalb gelegenen Freilichtmuseum Gamle Bergen fahren – die wiederaufgebauten Häuser vom Ende des 19. Jahrhunderts werden durch Schauspieler zum Leben erweckt.

Im Freilichtmuseum Galle Bergen („Alt-Bergen“) zeugen die wiederaufgebauten Häuschen vom alten Leben im 19. Jahrhundert.
Schauspieler geben den Gassen einen lebendigen Anstrich.

Stavanger oder Haugesund als Stopp auf Kreuzfahrt?

Wenn das Schiff in Stavanger festmacht, lockt als Landausflug die Wanderung auf den Preikestolen – die Anstrengung wird mit einem wunderschönen Panoramablick über den Lysefjord belohnt. Das Plateau in schwindelerregender Höhe ist einer der berühmtesten Selfie-Spots des Landes.

Touristenmagnet mit hohem Andrang: der Preikestolen über dem Lysefjord.
Die Wanderung dorthin ist durchaus anstrengend und lang – der Ausblick macht jede Anstrengung wett.
Schwindelerregend ist der Blick über die Felsen des Preikestolen hinab auf das Wasser des Fjords.

Stavanger selbst ist eine moderne Großstadt, die durch Ölfunde in den 1960er-Jahren herangewachsen ist. Doch im historischen Stadtzentrum östlich des alten Hafens stehen auch heute noch weiße Holzhäuser aus dem 18. und 19. Jahrhundert.

Stavanger hat noch einen alten Kern aus pittoresken Holzhäusern.
Etwas östlich des alten Hafens kann man gemütlich durch die Gassen schlendern.
Im alten Hafen Vågen von Stavanger legen sogar die großen Kreuzfahrtschiffe an.

Alternativ zu Stavanger fahren manche Kreuzfahrtschiffe auch Haugesund an. Das moderne Örtchen gilt als Geburtsstätte Norwegens: Hier soll nämlich der erste norwegische König Harald Schönhaar begraben liegen, der ungefähr im Jahr 900 mehrere Stammesgebiete zu einem Reich vereinte. Von hier aus kann man entlang weißer Sandstrände spazieren oder das Wikingermuseum besuchen.

Obwohl Haugesund eine moderne Stadt ist, bieten sich immer wieder traditionelle Fotomotive.
Man kann sich an den Häuschen einfach nicht sattsehen, egal welches Wetter sich bietet.
Die Fischerei ist in Norwegen eine der wichtigsten Handelszweige.

Wem der Sinn nach ein wenig Abenteuer steht, der kann in Haugesund auch einen Ausflug im Festrumpfschlauchboot buchen und die Insellandschaft an der norwegischen Küste erkunden. In abgelegenen kleinen Fischerdörfern lernen die Kinder noch heute in Ferienlagern das Leben in der Natur kennen und üben sich im Kajakfahren. Auf dem Weg zurück verlässt das kleine RIB-Boot den Schutz der Inseln und überquert die Nordsee – spätestens hier erschließt sich der Sinn von Schutzanzügen und -brillen, die den Passagieren zur Verfügung gestellt werden. Je nach Witterung kann diese Passage auf den sportlichen Jockeysitzen nämlich ein ganz schön wilder Ritt werden. Die kleinen stabilen Schiffe fahren zwischen 35 und 48 Knoten pro Stunde. 

Mit dem Schlauchboot kann man bei den Ausflügen ganz nah an Sehenswürdigkeiten wie diese Brücke fahren. Rasant geht es zurück zum Kreuzfahrtschiff – dann werden die ausgeteilten Schutzanzüge unbedingt gebraucht.

Erfahrungen beim Kreuzfahrtstopp in Oslo

Nach so viel Natur brauchen wir zum Ausgleich wieder etwas Kultur: Da kommt ein Kreuzfahrtstopp in Oslo gerade recht. Nun haben wir die Qual der Wahl: Munch- oder Ibsen-Museum? Nationalgalerie oder Museumsinsel Bygdøy mit berühmten historischen Schiffen? Und vom preisgekrönten Opernhaus über die mächtige Akershus Festung bis hin zum Rathaus aus rotem Backstein bietet die norwegische Hauptstadt auch noch eine große Bandbreite an Architektur-Highlights. 

Schon bei der Einfahrt in den Hafen kann man – vorbei an den Inseln mit Ferienhäuschen im Oslofjord – einen Blick auf die Stadt erhaschen.
Wer gerne einen kleinen Spaziergang machen möchte, kann vom Kreuzfahrtanleger immer entlang der Wasserkante bis zur Oper und dem Rathaus in Oslo (dem Ort der Verleihung des Nobelpreises) wandern. Oslo ist unglaublich vielseitig – moderne Viertel wechseln sich mit alten Strukturen direkt ab.
Oslo bietet auch ein wunderbares kulturhistorisches Museum auf der Halbinsel Bygdøy. Dieses kann man auf dem Weg zum berühmten Schiffsnachbau des Polarschiffes Fram in direkter Nachbarschaft besuchen.
Das Freilichtmuseum ist im Winter ein herrlicher Weihnachtsmarkt – im Sommer gibt es andere Veranstaltungen. Alternativ kann man gemütlich durch Norwegens Geschichte schlendern.
Immer wieder gibt es in den Häusern Schauspieler und Vorführungen alter Handwerkskunst.
Sehenswert ist ebenfalls das Wikingerschiffmuseum. Auch dieses befindet sich praktischerweise auf der Museumsinsel.

Wer sich gastronomisch inspirieren lassen möchte, fährt zu den Mathallen im Szeneviertel Grünerlokka. Mehr als 40 Gastronomen mit einzigartigen Konzepten haben sich in der ehemaligen Fabrik für Stahlbrücken eingemietet, Franchise-Konzepte sucht man hier vergebens. Und bezahlbar ist die kulinarische Weltreise auch: Jedes Restaurant hat mindestens ein Gericht unter 100 norwegischen Kronen auf der Karte. 

Tipps für die Norwegen-Kreuzfahrt

Die beste Reisezeit für eine Norwegen-Kreuzfahrt ist der Sommer, wenn die Tage lang und die Chancen auf gutes Wetter hoch sind. Aber auch im Winter finden inzwischen Norwegen-Kreuzfahrten statt (z.B. von AIDA Cruises) und die verschneiten Berge haben ihren besonderen Reiz! Die Chancen auf Nordlichter sind in den klaren Winternächten ebenfalls sehr hoch.

Viele Norwegen-Kreuzfahrten starten und enden im deutschen Kreuzfahrthafen Kiel, eine bequeme Anreise ist somit garantiert. Unsere einwöchige Reise führte neben Geiranger, Flåm und Haugesund auch nach Kopenhagen. Wer etwas mehr Zeit mitbringt, kann mit dem Schiff aber auch bis zum Nordkap hinauffahren und Nord-Norwegen entdecken. Es lohnt sich, die Routen der verschiedenen Anbieter wie AIDA, TUI Cruises, Costa, MSC oder Phoenix Reisen zu vergleichen. 

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